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Lindgren, auch für Erwachsene

Astrid Lindgren Pipp Langstrumpf Buch

Die Figur Pippi Langstrumpf ist beliebter als ihr Kollege mit dem Propeller auf dem Rücken, schien es in der Diskussionsrunde: Pippi Langstrumpf ermutige die Kinder dazu, seinen eigenen Kräften zu trauen, anders zu sein. Von Anarchie war die Rede, ihre große Lebendigkeit, Individualität bekamen Lob.

 

Karlsson mag nicht jeder

Bei Karlsson gingen die Meinungen auseinander, er polarisiert also, immer noch. Er sei so egoistisch, seine Gefühle ungebremst. Doch gerade das mache eben eine richtige Freundschaft aus, dass man die negativen Eigenschaften des Freundes mitlieben muss, lautete das Pro-Karlsson-Argument. So ist es eben auch bei Karlsson und Lillebror.

Zum 110. Geburtstag

Sonst wirkte das Podium, als habe es Mühe, Kritikpunkte zu finden. Am 14.11.2017 wäre Astrid Lindgren 110 Jahre alt geworden. Wenn man den Geburtstag einer Autorin in kleinen Schritten feiert, sagt das auch schon etwas aus. Als suchte man einen Grund, um Torte zu essen, oder Kinderbücher zu lesen.

Es war merkwürdig und schön zugleich, diese Geschichten, die ich als Kind verschlungen hatte, zu hinterfragen, viele Bücher später. Falls ich mir Sorgen gemacht hatte, Pippi Langstrumpf und Karlsson vom Dach könnten dadurch etwas von dem Zauber verlieren, waren sie unbegründet. Die Begeisterung ist so irrational, so unzugänglich für Kritik, sie erträgt das, streift es ab.

Jemand sagte an diesem Abend, in den Büchern gehe es darum, die Stärken von Kindern zu entdecken, auch als Erwachsene. Für Erwachsene, ergänzte ich im Stillen, denn haben nicht viele ein Kind in sich, dessen Stärken er vergessen hat oder die man ihm ausgeredet hat? Kinder befähigen, darum gehe es in den Büchern, so die Runde, Vertrauen wird getragen, weil es geschenkt wird. Zum Beispiel.

Hauptsache vorgelesen

Das Beste war, dass aus Pippi Langstrumpf – die ersten Seiten! – und aus Karlsson vom Dach – der berühmte Juniabend mit den frischen Wecken, die die beiden Freunde essen – vorgelesen wurde. Es war ganz still im Saal. Vielleicht würde man auch Wörterbücher lieben, wenn sie einem nur jemand vorläse?

Was es heißt, ein Kind zu sein

Astrid Lindgren habe immer aus der Welt der Kinder heraus geschrieben, dort verzauberte Orte geschaffen, hieß es: Die Verbindung der Wirklichkeit mit Magie, die nicht in Frage gestellt wird. Das Ganze in einer präzisen Sprache, die nie kindisch ist.  So traf sie in das innerste Gefühl dessen, was es heißt, ein Kind zu sein. Das schloss auch traurige Momente ein, wie die elternlose Pippi, die sich selbst abends ins Bett schicken muss. Als Kind fand ich das lustig, heute nicht mehr.

Zum Schluss gab es ein Zitat von der Autorin selbst:

„Ich schreibe, weil ich das Kind, das ich einmal war, unterhalten will.“

Das hat sie hoffentlich erreicht, wenn nicht mehr: Immer noch die zu unterhalten, die einmal Kinder waren.

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