Diesen Sommer, auf einem Flohmarkt: Neben ein paar Kindern, die in einer Bücherkiste wühlen, steht ein Mann um die 40. Er sieht die Bücher durch, zieht dann strahlend eines heraus: Pippi Langstrumpf. Langsam beginnt er zu blättern, er lächelt. Fast kann ich es sehen, sein Kinderzimmer, das um ihn herum auftaucht.
Klassiker der Literaturgeschichte – Astrid Lindgren
Wer als Kind die Abenteuer von Pippi Langstrumpf und Karlsson vom Dach miterlebte, mit dem geschah etwas durch diese Geschichten. Darin waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig, die ich Ende September 2017 im Stuttgarter Literaturhaus besuchte. In der Reihe „Klassiker der Literaturgeschichte“ zum Thema „Pippi Langstrumpf trifft Karlsson vom Dach – Astrid Lindgren zum 110. Geburtstag“ unterhielten sich die Autoren Ulrike Draesner und John von Düffel über die Bedeutung von Lindgrens Werk heute.
Im Publikum saßen vor allem Menschen, die ihre Kindheit deutlich hinter sich hatten. Waren sie vielleicht deshalb so begierig darauf, noch einmal einen Blick in die Bücher von Astrid Lindgren zu werfen? Wächst also die Sehnsucht wieder, oder bleibt sie, auch wenn man längst keine Sonntagnachmittage mehr mit den alten Pippi-Folgen verbringt, Inger Nilssons Perücke struppig und Karlsson eigentlich hartherzig und egoistisch findet?
Anarchie oder Egoismus
Zur Einführung in den Abend hieß es, die Teilnehmer der Runde hätten sich selten so schnell geeinigt, dass sie einen Abend über Astrid Lindgren machen wollten. Vielleicht kann man sich auf Astrid Lindgren schnell einigen. Ich kenne niemanden, der Pippi nicht mag, bei Karlsson ist es etwas anders. Zwischen diesen beiden Figuren, zwischen ihren Abenteuern bewegte sich der Abend.
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